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◄ Der
MAGIRUS-DEUTZ 260 SH170 Gelenkbus-Prototyp mit der
Fahrgestellnummer 777.0077.001 auf der IAA 1977 (anklicken
für große Ansicht). Aufnahme
Sven M. Lehmann, September 1977. |
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Der MAGIRUS-DEUTZ Gelenkbus |
Vorstellung 1977 |
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Auf der IAA 1977 präsentierte
Magirus-Deutz der Öffentlichkeit erstmals den Prototyp des
neuen Gelenkbusses, Typ 260 SH170, der weitgehend auf den
Richtlinien und Empfehlungen des VÖV-Standard-Linienbus
basierte. Dieser Prototyp wurde zusammen mit der Firma Schenk
in Bietigheim entwickelt |
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Vorderwagen
und Nachläufer des SH170 entsprachen im wesentlichen
dem VÖV-Standard-Linienbus. Der Nachläufer war über
eine Gelenkkupplung mit Drehscheibe (System Schenk)
angelenkt. Angetrieben wurde der SH170 über die
Mittelachse (Hinterschse des Vorderwagens). Der
Luftgekühlte Deutz-Dieselmotor lag mit mit der
Getriebeeineinheit im Heck des Nachläufers und trieb
über einen achtfach gelagerten Gelenkwellenstang die
Mittelachse an. Neben einer hohen Fahrstabilität, die
diese Lösung bietet, ist vor allem die Verwendung
einer gelenkten Nachläuferachse möglich. Die
Gelenkwellen gestatten Lenkeinschläge von 45°. Bi
einem Gesamteinschlag von 40° ertönte eine akustische
Warnanlage, die dem Fahrer das Erreichen des maximalen
Einschlagwinkels anzeigte. |
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Der im SH170 eingebaute
Motor war der aus dem zweiachsigen SH110 bekannte
luftgekühlte Deutz-Diesel aus der Baureihe F8L413F mit
256 PS bei 2500 U/min, oder mit 235 PS bei 2300 U/min.
Das maximal Drehmoment lag zwischen 1400 und 1600
U/min und betrug 82 mkp. Die Vorderachse war die
bekannte Magirus-Schräglenker-Pendelachse mit einzeln
aufgehängten Rädern. Die zwillingbereifte Mittelachse
war eine starre Antriebsachse mit
Außenplanetenantrieb. Beide Komponenten waren
ebenfalls aus dem 11m-Wagen übernommen worden. Die
Nachläuferachse war eine zwangsgelenkte Starrachse.
Serienmäßig war für den SH170 ein automatische
Getriebe von Voith der Bauart DIWA D851/3 mit
integriertem Retarder vorgesehen. Die Betriebsbremse
war eine Druckluft-2-Kreis-Stopmaster-Anlage, die
Hilfs- und Feststellbremse wirkte mittels
Federspeicher auf die Mittel- und Antriebsachse. Die
mechanisch angetriebene hydraulische Lenkhilfe war
serienmäßig vorgesehen. |
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▲ Der
260 SH170 auf einer Probefahrt in Mainz. Die Ein- und
Ausstiege sowie der gesamte Vorderwagen entsprachen
komplett dem 11m-Wagen. Wahlweise war die VÖV-, sowie
auf Wunsch die Stülb-Front lieferbar. |
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▲ Der
luftgekühlte Dieselmotor mit Voith-DIWA-Getriebe lag
im Heck des Nachläufers hinter der gelenkten
Nachläuferachse.Der Antrieb erfolgte über einen
achtfach gelagerten Gelenkwellenstrang unter der
Gelenkverbindung hindurch auf die zwillingsbereifte
mittlere Triebachse. |
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▲ Die Maße und
Innenraum-Aufteilung des 260 SH170 mit Standardbestuhlung und
VÖV-Front (anklicken für große Ansicht). |
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▲ Das
Fahrzeugheck entsprach zu 100% dem bekannten
11m-Wagen und war sowohl mit, als auch ohne
Eckverglasung erhältlich. Die Aufnahme von Aleksandra
Lippert zeigt den RLG-Wagen 81-31 mit der
Fahrgestellnr. 777.0077.006. |
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Der SH170
verfügte über drei zweiflüglige Innenschwenktüren, je
eine vor der Vorder-, Mittel- und Nachlaufachse. Im
Inneren waren alle 45 Fahrgastsitze auf ca. 150 mm
hohen Podesten in Fahrtrichtung angeordnet. Die
Fußbodenhöhe begann im vorderen Wagenteil mit 725 mm
und stieg über der Hinterachse zum Nachläufer auf 775
mm an. Die Außenmaße des SH170 betrugen 16705 mm
Länge, 2500 mm Breite und 2950 mm Höhe. Das zulässige
Gesamtgewicht belief sich auf 23500 kg. Der
Achsabstand maß 5600/6075 mm, der Wendekreis 20500 mm. |
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Weitere Daten |
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zul.
Vorderachsdruck |
6000 kg |
zul.
Mittelachsdruck |
10000 kg |
zul.
Nachläuferachsdruck |
7500 kg |
zul.
Gesamtgewicht |
23500 kg |
Lichte
Innenhöhe |
2050/2100 mm |
Einstiegshöhe vorn, leer + belastet |
325 + 200 + 200 mm |
Ausstiegshöhe mitte, leer + belastet |
325 + 200 + 200 mm |
Ausstiegshöhe hinten, leer + belastet |
325 + 225 + 225 mm |
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▲ Der
Innenraum mit den sämtlich auf Podesten angeordneten
Sitzreihen. |
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▲ Der
VÖV-Fahrerplatz des MZ - WR 363. |
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Die Entwicklung dieses Fahrzeugs
sollte MAGIRUS-DEUTZ in erster Linie dazu verhelfen, im immer
stärker nachgefragten Gelenkbus-Sektor überhaupt ein Fahrzeug
anbieten zu können, was bislang nicht der Fall war. Auch die
bekannten Karosserie-Aufbauer konnten aufgrund der
ausschließlich angebotenen Heckmotor-Fahrgestelle keine
Alternativen auf MAGIRUS-DEUTZ-Basis anbieten. Da
Mercedes-Benz die Patentrechte an der für Schubgelenkusse
notwendigen Knickwinkelsteuerung besaß, blieb für
MAGIRUS-DEUTZ nur der Weg über die mittels Gelenkwellen
angetriebene Mittelachse übrig, sollte der Motor im
Fahrzeugheck verbleiben. Nur so ließen sich die vom VÖV
geforderten niedrigen Ein- und Ausstiegsverhältnisse an den
Türen realisieren und eine weitgehende Baugleichheit mit den
bekannten Standard-Linienbussen erreichen. |
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▲ Der ehemalige Vorführwagen
MZ - WR 363 mit der Fahrgestellnummer 777.0077.004. Der Wagen
war wie die meisten der 39 hergestellten Exemplare mit der "Stülb-Front"
ausgestattet (anklicken für große Ansicht). |
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Als die im Dezember 1980 angelaufene
Serienfertigung des 260 SH170 begann, war der Stern für MAGIRUS-DEUTZ allerdings schon am sinken. Zu spät kam dieses
Fahrzeug auf den Markt, um am Niedergang der defizitären
Mainzer-Omnibus-Produktion noch etwas zu ändern und auf
größere Stückzahlen zu kommen. Auf ausdrückliche
Kundenbestellung wurden lediglich die Mainzer Wagen (421 bis
429), und die Wagen der RLG in Soest (81-38, 81-39, 81-41,
81-51, 81-52, 82-43 und 82-44) gefertigt. Zudem war die
Fahrzeugkonzeption nicht geeignet, dem wesentlich moderneren
Mercedes-Benz O 305G "Schubgelenkbus" Paroli bieten zu können.
Die eher unpopulären stehenden und luftgekühlten V8-Motoren,
sowie der nicht unproblematische Gelenkwellenantrieb mit
seinen anfälligen acht Lagern vom Fahrzeugheck durch die
Gelenkverbindung auf die Mittelachse taten ein übriges. Gerade
mal 39 Exemplare des 260 SH170 kamen noch bis zur endgültigen
Einstellung der Omnibus-Produktion in den Verkehr, von denen
einige nicht mal mehr komplett im Mainzer Omnibuswerk zu Ende
gebaut wurden, sondern bei der Firma ALGA in Sittensen aus
Restbeständen bis 1984 komplettiert wurden. |
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Seite wurde erstellt im November 2012 |
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BEKU-BILDARCHIV 03/2008 |
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