◄ Die seriennahe Außenansicht des Mercedes-Benz Standardbus O305 Prototyp mit dem noch zwischen den Scheinwerfern liegendem vorderen Lufteinlass. Die rechteckigen und vom O317 stammenden Nebelschein-werfer wichen in der Serie einer runden Ausführung.

 
VÖV - Standardbus: Prototyp Daimler - Benz
Das erste Exemplar des Standard-Linienomnibus unter der Typbezeichnung O305 stellte die Daimler-Benz AG auf der IAA in Frankfurt/M. 1967 der Öffentlichkeit und der Fachwelt vor. Der nach den Vorschlägen des Verbands öffentlicher Verkehrbetriebe (VÖV) konzipierte Stadtlinienbus erfüllte die geforderten Hauptabmessungen und Merkmale. Darüber hinaus bestand beim Hersteller ohnehin die Absicht, einen neuen Linienbus zu schaffen, der den veralteten O317 und den O302 in den Stadt- und Überlandversionen ablösen sollte. Im Hinblick auf die Exportfähigkeit fanden zusätzlich konstruktive Überlegungen ihre Berücksichtigung. Dies ermöglichte hohe Stückzahlen, welche eine rationelle Fertigung und niedrige Gestehungskosten sicherstellten. Dazu gehörten:
Windschutzscheibe tief heruntergezogen, um optimale Sicht für den Fahrer zu erzielen.
Elektrische Beheizung der Außenspiegel und der Seitenscheiben.
Aufteilung der Armaturen in zwei Gruppen.
Die wichtigsten Instrumente und eine Hauptkontrolllampe wurden vor dem Fahrer angeordnet, ohne dass sie sein Blickfeld einengten. Alle übrigen Schalter, Kontrolllampen, Sicherungen und die Sprechanlage wurden links neben dem Fahrerplatz übersichtlich in einem Schrank untergebracht und sind leicht zu überprüfen.

▲ Die flachen Innenschwenktüren geben die volle lichte Weite für die Zwei-spurenabfertigung am Vordereinstieg frei. Die Türverglasung und die Frontscheibe wurden bei der Serienfertigung geändert.

Große Klappen mit Aufreißverschlüssen und Gasdruckfedern zum stufenlosen Öffnen machten zudem alle Aggregate von außen zugänglich.
 
Der Aufbau war mit dem Rahmen, eine reine Gitter-konstruktion aus Vierkantrohren, zu einer tragenden Einheit verschweißt. Dieses Konstruktions-Prinzip hatte sich seit Jahren in den Reise- und Stadtomnibussen von Daimler-Benz bewährt.

Als Antriebsaggregat wurde ein neu entwickelter im Heck liegender Sechszylinder-Dieselmotor mit Direkteinspritzung eingebaut. Er leistete 160 PS/DIN bei 2200 U/min und entwickelt ein maximales Drehmoment von 55 mkp bei 1500 U/min. Die Verbrennungsluft konnte entweder aus dem Motorraum oder über einen Schacht vom Dach angesaugt werden. An den Motor wurde ein vollsynchronisiertes Fünfgang-Schaltgetriebe angeflanscht. Die bekannten und bewährten automatischen Getriebe, die vom VÖV allerdings nicht gewünscht wurden (!), konnten selbstverständlich eingebaut werden.

▲ Blick in den Fahrgastraum mit 40 Sitz- und 76 Stehplätzen. Der Innenboden lief eben durch und stieg im Bereich hinter der Antriebsachse leicht an.

Der O305 Stadt-Linienbus war serienmäßig mit Luftfederung und Servolenkung ausgestattet. Hydraulische Bremsen mit Druckluftunterstützung oder auf Wunsch reine Druckluft-bremsen waren wahlweise möglich. Durch die flache Bauweise des neuen Motors konnte im Innenboden eine Stufe unterbleiben. Das Ausstellungsstück hatte 40 Sitzplätze und maximal 76 Stehplätze, also Raum für die Beförderung von 116 Fahrgästen. Andere Sitzplatz-Anordnungen waren auf Wunsch möglich.

▲ Der neue im Fahrzeugheck befindliche Unterflurmotor konnte beim Ausbau auf einem Gabelstapler nach unten abgelassen und nach hinten heraus gefahren werden. Die rückwärtigen Blinkleuchten hatten noch nicht die später gebräuchliche längliche Form.

Der Prototyp wurde nach der Präsentation auf der IAA zunächst einer eingehenden praktischen Betriebserprobung unterzogen und bis zum Serienanlauf der Produktion im Dezember 1968 in einigen Punkten überarbeitet. Dies betraf vor allem die noch unbefriedigende Einbindung der gewölbten Windschutzscheibe in die Fahrzeugfront.

Seite wurde erstellt im November 2012

© BEKU-BILDARCHIV 03/2008