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Die Entstehung und
Richtlinien des VÖV - Standardbus |
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Im Oktober 1966
bildete der Verband öffentlicher Verkehrsbetriebe einen
Arbeitskreis "Standard-Linienbus". Aufgabe dieses
Arbeitskreises war es, einen Stadtlinienbus zu entwickeln, der
als "Standard"-Fahrzeug das vielfältige Typenangebot der
Fahrzeug-Industrie ersetzen konnte. |
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Als in den ersten
zwei Jahrzehnten des 20. Jahrhundert zahlreiche Hersteller den
Omnibusbau aufnahmen, gingen nahezu alle von Fahrgestellen,
Karosserien und Motoren gleicher Art und gleicher
Größenordnung aus. Der Schritt zum Einheitsbus wäre damals
verhältnismäßig klein gewesen. Die Entwicklung führte jedoch
aus zwei verschiedenen Gründen in eine andere Richtung. Zum
einen sorgte der Wettbewerb dafür, dass jeder Hersteller ein
möglichst breites, technisch fortschrittliches und modisch
aktuelles Programm anbieten wollte. Zum anderen verlangte der
recht uneinheitliche Abnehmerkreis - staatliche, kommunale und
private Betriebe - Fahrzeuge, die auf spezielle Wünsche und
Einsatzzwecke abgestimmt waren. |
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Omnibusbetriebe, die
nach einer Vereinheitlichung strebten, mussten unter diesen
Umständen ihren Wagenpark auf möglichst wenige Typen eines
einzelnen Herstellers ausrichten. Einen Höhepunkt stellte in
dieser Hinsicht die Beschaffung von 677 Magirus-Saturn II
Linienbusse durch die Hamburger Hochbahn dar. Aber nur sehr
große Betriebe waren in der Lage, Omnibusse oder wenigstens
Karosserien nach eigenen Richtlinien bauen zu lassen. Die
Berliner ABOAG/BVG und die Reichspost haben zumindest
zeitweise von dieser Möglichkeit gebrauch gemacht. Auch der
Hamburger "Ideenwettbewerb Stadtbus" von 1965 zielte in
diese Richtung. |
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Zu dieser Zeit hatte
der Gedanke an eine gewisse Vereinheitlichung auch andernorts
Eingang gefunden, sodass sich zunächst im VÖV eine genügend
breite Basis für einen vereinheitlichten Stadtbus fand. Später
gingen auch der Bundesverband Deutscher Eisenbahnen, der
Bundesverband des Deutschen Personenverkehrsgewerbes, die
Deutsche Bundesbahn und die Deutsche Bundespost gemeinsam an
die Entwicklung eines entsprechenden Überlandbusses. |
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Neben der
Vereinheitlichung wurden folgende Ziele angestrebt: |
Höhere
Wirtschaftlichkeit durch rationellere Fertigung und einfachere
Unterhaltung, leichtere Bedienung durch den Fahrer und bessere
Benutzbarkeit durch den Fahrgast. Zugleich durfte der
technische Fortschritt nicht blockiert werden. Darüber hinaus
wollte man in absehbarer Zeit zu einem konkreten Ergebnis
kommen. Der Komplex "Linienbus" wurde daher in zwei Bereiche
aufgeteilt: |
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1. |
Wagenkörper
(Karosserie und Innenraum). Dieser unterliegt nur einem
allmählichen technischen Fortschritt. In diesem Bereich
konnten deshalb sehr genaue Richtlinien aufgestellt
werden. |
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2. |
Fahr- und
Triebwerk. Dieser Bereich ist einem verhältnismäßig
schnellen Fortschritt unterworfen. Hier mussten die
Richtlinien großzügig gehalten werden. |
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Beide Bereiche
wurden in einzelne Elemente zerlegt, von denen die wichtigsten
sind: |
Äußere Abmessungen,
Frontscheibe, Fensterteiler, Türen, Fußbodenhöhe, Fahrerplatz,
Armaturentafel, Sitzteiler, Versorgungs- und
Wartungseinrichtungen, Motorleistung. |
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Die Anforderungen
des VÖV an die einzelnen Elemente wurden in Richtlinien
festgelegt und in einem "Lastenheft Standard-Linienbus"
zusammen gefasst. In die Richtlinien wurden auch Gutachten
einiger wissenschaftlicher Forschungsinstitute
eingearbeitet, zum Beispiel für die Frontscheibe und den
Fahrerplatz. Auf der Grundlage der VÖV-Richtlinien
entstanden ab 1969 die "Typenempfehlungen für den
Standard-Überlandlinienbus". In diesem wurden vor allem
Wagenlänge, Fußbodenhöhe, Frontpartie, Sitzteiler und
Motorleistung den Bedingungen im Überlandverkehr
angepasst, während in allen anderen Bereichen eine
weitgehende Übereinstimmung mit den VÖV-Richtlinien
angestrebt wurde. Die Hersteller zeigten sich der
Standardbus-Idee gegenüber aufgeschlossen. Bereits zur IAA
1967 wurden drei Prototypen vorgestellt, die
Serienproduktion begann je nach Hersteller zwischen 1968
und 1970. Der Standard-Überlandbus wurde 1971 vorgestellt
und ging 1972/73 in Serie. |
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Die VÖV-Richtlinien
galten nur für diese beiden Grundtypen. Gelenkbusse,
Anderthalbdecker oder Doppeldecker waren im Lastenheft nicht
vorgesehen. Zwar hatten bereits 1968 Schulz und Feutlinske
(beide Hamburg) Vorschläge für einen Standard-Gelenkzug
gemacht. Hierbei entsprach der Motorwagen bis auf die Höhe
völlig dem VÖV-Bus mit 5,60 m Radstand, die Länge der drei
verschiedenen Nachläufer ergab sich aus dem Seitenwandteiler
von 1,43 m. Die Industrie ist den Vorschlägen aber nicht
gefolgt, sondern hat ihre Standard-Gelenkzüge aus den
vorhandenen Unterflurfahrgestellen mit 5,25 m Radstand
entwickelt. |
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Die
Linienbus-Standardisierung blieb jedoch nicht bei den beiden
Grundtypen stehen. Vielmehr erwies sich die Möglichkeit, die
Standardelemente einzeln zu verwenden, als großer Vorteil für
die Anlehnung anderer Fahrzeuggrößen an die
Standard-Richtlinien. So entstanden 1968 zwei Varianten in
verkürzter und verlängerter Ausführung. Ebenfalls 1968
entstand der erste standardisierte Gelenkzug, dem
Anderthalbdecker und Doppeldecker folgten, und schließlich
traten auch teilstandardisierte Alternativen neben die
vollstandardisierten Grundtypen. Weitgehend durchgesetzt
hatten sich die Richtlinien für den Fahrerplatz, die
Armaturentafel, den Sitzteiler und das zentrale Elektrofach .
Die Karosserievorgaben, vor allem Radstand, Fensterteiler und
Fußbodenhöhe, wurden nur teilweise eingehalten, zumeist aus
konstruktiven Gründen (z.B. Motoranordnung). Außerdem wurden
einige Typen sowohl mit VÖV-Front, als auch mit mit
Stülb-Front geliefert. |
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Die Verkehrsbetriebe
nahmen den Standardbus weitgehend positiv auf. Nicht nur
kommunale und staatliche Verkehrsträger, sondern auch
zahlreiche private Verkehrsbetriebe hatten zunehmend
Standardbusse beschafft, sodass das Bild des Linienverkehrs in
den 1970er Jahren weitgehend von dieser Bauart geprägt wurde.
Natürlich hatten sich wie bei jeder Neuentwicklung Mängel
gezeigt, die jedoch nicht gravierend waren. Einige konnten
verhältnismäßig schnell behoben werden, wie etwa die sehr
starke Seitenwandverschmutzung, die durch breite Gummilippen
an den Radausschnitten verringert werden konnte. Andere wurden
im Entwurf für die zweite Generation berücksichtigt, wie zum
Beispiel der etwas knappe Sitzteiler. |
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Insgesamt hatte der
Standardbus die in ihn gesetzten Hoffnungen aber erfüllt. Nur
die Hoffnung auf einen günstigen Preis bestätigte sich nicht.
Allein von 1969 bis 1975 stieg der Preis für den Standardbus
um rund 100%, während der Preis für Reisebusse trotz
zahlreicher Neuentwicklungen nur um etwa 75% stieg. Die
überaus lange Produktionsdauer bis weit in die 1980er Jahre
bestätigt aber die Richtigkeit des Konzepts und den großen
Erfolg des Standardbus der ersten Generation. |
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Seite wurde erstellt im November 2012 |
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BEKU-BILDARCHIV 03/2008 |
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