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Im Jahr
1959 stellten die beiden Bushersteller MAN und
Krauss-Maffei ihren neuen gemeinschaftlich entwickelten
Zehnmeter-Stadtbus 640 HO 1 der Öffentlichkeit vor. Dies
war der Auftakt zu einer neuen und richtungweisenden
Busfamilie, welche sehr erfolgreich bis 1971 in
verschiedenen Ausführungen Hergestellt wurde.
Die anfänglich geschlossene Allianz hielt allerdings nur
bis in das Frühjahr 1961. Nach 343 bei Krauss-Maffei
gefertigten Exemplaren wurde die Busproduktion komplett
von MAN übernommen. Zu diesem Zeitpunkt ist die Baureihe
vom Typ 640 zum Typ 750 weiter entwickelt worden, und
hatte sich somit vom 10m Bus zum vollen 11-, bzw. 12m
Bus gewandelt. Die kürzere 10m-Variante war als Typ 750
HO-M10 weiterhin im Lieferprogramm.
Sehen wir nun noch einmal die verschiedenen Ausführungen
des MAN-Metrobus und deren Ableger, wie sie bis zur
Ablösung durch den Standard-Bus 750 HO-SL im Jahr 1971
produziert wurden. |
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Der 640 HO 1
Dieses Modell stellte den Einstieg in die
Baureihe dar und wurde 1959 vorgestellt. Die Zahl 640 setzte
sich aus der Tragfähigkeit des Fahrgestells (6to.) und der
gerundeten Motorleistung (135 bzw. 150 PS) zusammen Es
wurden insgesamt 227 Exemplare hergestellt. Produktionsdauer
war bis 1962.
Nur in diesem Zeitraum befand sich an der Front sowohl das
MAN-, als auch das Krauss-Maffei Firmenzeichen. |
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Der 750
HO-M11 A
1962 wurde der weiter entwickelte Typ 750 vorgestellt. Auf
dem 7to Fahrgestell konnte jetzt ein 11m Bus aufgebaut
werden. Erstmalig konnte ein Doppelspureinstieg geordert
werden, was durch das nachgestellte „A“ in der
Typenbezeichnung zum Ausdruck kam. M11 bedeutete „Metrobus“
in der 11m Ausführung. Diese Variante stellte das
Volumenmodell in der Baureihe dar. Der einfachbreite
Vordereinstieg war weiterhin Lieferbar.
Die Konzeption dieses Fahrzeugs war für die damalige Zeit
sehr modern. So war die Fußbodenhöhe mit 715 Millimetern
sehr gering. Sie wurde durch die Platz sparende Einbaulage
der 6 Zylinder Motoren im Heck - Unterflur liegend -
überhaupt erst möglich. Bis dahin waren
Unterflur-Mittelmotoren das Maß der Dinge. Diese bedingten
jedoch einen relativ hohen Innenboden mit ebenso hohen
Einstiegen. Auch die vordere Einzelradaufhängung, welche
Krauss-Maffei entwickelte, war eine Neuheit und verhalf zu
sehr guten Fahreigenschaften. Die serienmäßige
„Nur-Luftfederung“ (keine Blattfedern als Unterstützung) -
abermals eine Neuheit - wurde von MAN werbewirksam
herausgestellt und trug zum guten Ruf der Busse bei. |
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Der Aufbau
Die Karosserie in selbsttragender Verbund-bauweise war mit
seinen Bögen und Rundungen harmonisch aufeinander
abgestimmt. Die Front wirkte durch das trapezförmige
Lüftungsgitter nebst Chromnase durchaus freundlich. Hier
passte einfach alles.
Bis auf wenige Verbesserungen wurde das Design über den
gesamten Bauzeitraum nicht angetastet. Zweifarbige
Lackierungen standen dem Fahrzeug besonders gut. |
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Der
Antrieb
Die nach dem sogenannten M-Verfahren patentierten
Motoren waren in verschiedenen Leistungsstufen
erhältlich. Waren es zu Anfang 135 und 150 PS, wurde
Mitte der 60er Jahre die 160 oder 192 PS Version
nachgereicht. Ab Anfang 1968 war auf Wunsch sogar 230 PS
in der Reiseausführung möglich. Die Triebwerke
zeichneten sich durch einen ungewohnt ruhigen Lauf und
niedrigen Verbrauch aus, was MAN eine Spitzenstellung im
damaligen Motorenbau bescherte.
Für die Kraftübertragung standen ein herkömmliches
ZF-Vierganggetriebe und ein elektrisch geschaltetes
ZF-Hydro Media Getriebe ohne Kupplungspedal zur
Verfügung. Selbst eine druckluftgesteuerte
automatisierte Schaltung war auf Sonderwunsch
realisierbar. Auch die bewährten Voith-DIWABUS
Schaltautomaten waren selbstverständlich erhältlich,
welche besonders bei den im Stadtverkehr eingesetzten
Fahrzeugen oft zum Einsatz kamen. |
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Der 750
HO-M12
Ab 1961
konnte der Metrobus in der 12m Ausführung geliefert werden.
Auch diese Version war sowohl mit breiten (nachgestelltes
„A“ in der Typenbezeichnung), als auch mit schmalen Türen
darstellbar.
Bei der
Bereifung konnte zwischen Stahlscheibenrädern und den damals
beliebten Trilexfelgen gewählt werden. Der als
selbsttragende in Verbundbauweise bezeichnete Aufbau wurde
erst mit dem Fahrgestell zur
stabilen Einheit.
Dies ermöglichte auch fremde Aufbauten auf die erhältlichen
rollfähigen Fahrgestelle. |
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Die
Besonderen
Neben
den vorwiegend georderten Elf- und Zwölfmeterversionen
gab es eine ganze Reihe von weiteren Baumustern, die
weniger verbreitet waren oder spezielle Anfertigungen
darstellten, die für einzelne Betriebe hergestellt
wurden.
Eher
selten geordert wurde die kleinste Version des 750 HO.
Der zehnmeter lange M10 war eigentlich der legitime
Nachfolger der Urversion 640 HO 1. Ebenfalls mit
unterschiedlichen Türbreiten, sowie niedriger und hoher
Fensterlinie erhältlich, konnten sich nur wenige
Betriebe für dieses aufgrund geringer Fahrgastaufnahme
begrenzt einsetzbare Fahrzeug erwärmen.
Rechts
ist als Beispiel ein 750 HO-M10A der ESWE-Stadtwerke
Wiesbaden abgebildet.
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BOGESTRA-Sonderling
Im unteren Bild sehen wir die wohl
ungewöhnlichste Metrobus-Kreation, welche die
Werkshallen je verlassen hat. Die von 1963 bis 1968 von
der
Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahn beschafften 74
Exemplare des 750 HO-M11 hatten drei Türen. Ein
separater Schaffnerplatz - welcher sich an der mittleren
Tür befand - machte diese einzigartige Türanordnung
erforderlich. Die Wagen waren bis Ende der 70er in
Bochum im Einsatz. Das Fotoexemplar befand sich bereits
beim Nachfolgebetrieb, der KVG in Braunschweig.
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Ebenfalls selten war
der Metrobus mit der von der normalen Serie abweichenden
Überlandfront. Der vordere Windlauf war leicht nach
vorne, und die Frontscheibe war deutlich nach hinten
geneigt. Optional war sogar eine
mittlere
Außenschwingtür möglich. Die ÜSTRA in Hannover bestellte
eine ganze Reihe dieser Fahrzeuge. Das rechte Bild zeigt
ein solches Fahrzeug beim Nachbesitzer Philippi.
Das untere Bild zeigt eine weitere
Metrobus-Sondervariante, welche von 1964 bis 1966 an die
Kasseler-Verkehrs-Gesellschaft geliefert wurde. Sie
hatten die Wagennummern 60 bis 78 und stellten auch in
Kassel eine Besonderheit dar. Anstelle der sonst
gebräuchlichen Mitteltür wurde eine
zweispurige Hecktür
eingebaut. Wie auch die Bochumer Metros, blieben diese
Fahrzeuge eine einmalige Ausnahme. Das Fotoexemplar
stand in Diensten des Nachbesitzers. |
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Die
Rücksichten
Die Ursprungsausführung des 750 HO hatte schmale
einteilige Rückleuchten, wie man im unteren Bild sieht.
Blink-, Brems- und Schlusslicht sind in einem Gehäuse
zusammengefasst.
Die Bilder rechts zeigen die ab Mitte der 60er Jahre
verwendete Anordnung der Rücklichter. Man war nun zu
runden und getrennten Leuchtkammern übergegangen. Auch
die Lage des Abgasrohrs konnte variieren und auch eine
Heckstoßstange war möglich. |
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Die
Werbung
So wurde damals für den Metrobus in verschiedenen
Fachzeitschriften geworben. Die beiden Werbeanzeigen sind
aus der zweiten Hälfte der 1960er Jahre. So wurde z.B. das
rasante Beschleunigungsverhalten der kraftvollen 160 PS
Motoren besonders hervorgehoben. In heutigen Zeiten, wo
selbst normale Linienbusse bereits um 300 PS verfügen, kaum
noch vorstellbar.
Unten das Titelblatt des Verkaufsprospekt, welches von der
Gestaltung ganz den Zeitgeist der 1960er Jahre
widerspiegelt. Aus urheberrechtlichen Gründen kann das
Prospekt leider nicht zur Verfügung gestellt werden.
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Die
Moderne
Der 750 HO ist tot,
es lebe der 750 HO.
In den 60er Jahren
vollzogen sich bei den Linienbussen markante Veränderungen. Der
Verband Öffentlicher Verkehrsbetriebe erarbeitete Richtlinien für
den Bau von Omnibussen. Dies hatte zur Folge, dass die Ab-messungen
für den Bereich Aufbau, Fußbodenhöhe, Türen, Sitzteiler und weiteres
genau vorgegeben waren.
Die deutschen
Bushersteller präsentierten auf der IAA 1967 erste Prototypen des
VÖV-Linienbusses. Somit war die Zeit für nichtstandardisierte
Linienbusse für lange Zeit vorbei. MAN ersetzte als letzter
Hersteller 1971 den Metrobus, der in seinen wesentlichen Abmessungen
und konstruktiven Merkmalen bereits dem Standardbus entsprach, durch
den 750 HO-SL.
Ein
vollstandardisierter 750 HO-SL („SL“ für Standard-Linienbus) der
Offenbacher Stadtwerke, Wagen 82. ► |
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Damit ist die Geschichte einer der
erfolgreichsten Omnibus-Baureihe der Nachkriegszeit
beendet. Durch die robuste Bauweise und der hohen
Beliebtheit war der Metrobus allerdings bis weit in die
1980er Jahre bei kommunalen und privaten Betrieben im
Einsatz und verrichtete die an ihn gestellten Aufgaben
mit der gewohnten Zuverlässigkeit. |
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Galerie der
verwendeten Bilder |
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BEKU-BILDARCHIV 03/2008 |
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